Luigi Colani

Designer und Lebemann

Luigi Colani
Luigi Colani

Die Mutter Polin, der Vater Italiener. Er selbst waschechter Berliner vom Jahrgang 28. Und das enfant terrible unter Deutschlands Designern. Luigi Colani ist nicht artig; er ist ehrlich. Er tut nicht, was man ihm sagt. Er sagt und zeigt viel lieber, was zu tun ist. Schnell wie er gern fährt – Lieblingsmarke: Lamborghini Miura S – so schnell arbeitet er. Colani über Colani: „Spezialist für schnelle Schüsse“. Schneller nur noch: seine Ideen-Produktion … das sprüht, purzelt, stellt in Frage, provoziert, radikalisiert. Manchen amüsierts. Luigi Colani nimmt auch das gelassen hin: „Für viele bin ich eine Art Hofnarr. Wer die Show will, der soll sie haben“.

Ein Rahmen, wie man ihn nicht gegensätzlicher zum Bild des Futur-Designers Colani kaum ausdenken könnte. Da lebt er. Weit weg von der Colani-Wohnellipse, der Colani-Kugelküche, von der Colani-Höhlenbadewanne. Colani war/ist Schlossher im Westfällischen (Miet) Herr der aus dem Besitz der Barone von Ketteler stammenden Wasserburg Harkten.

Heute lebt Colani in Karlsruhe. So richtig attackierfreudig wird Colani („Der Designer von heute muss in ständiger Attakierstimmung sein!“), wenn es um seine Auftraggeber, die Industrie, geht. Ohne jeden Respekt: „Designer werden heutzutage gern als Aushängeschild benutzt. Erneuerung oder Innovation, wie das so schön heisst, lässt sich gerade gut verkaufen. Aber radikal neue Lösungen werden sofort entschärft, um mit dem lieben alten Käse bis in alle Ewigkeit fortsetzen zu können.“

Müssen Teetassen aussehen wie Teetassen? Bekommt er den Auftrag, ein – na, sagen wir: Tee-Service zu entwerfen, schielt er nicht in erster Linie nach dem Markt und/oder möglichen Vorlieben seines Auftragsgebers. Er setzt sich in (nein, das tut er nicht. Er wandert in solchen Fällen rastlos in seiner Schlosshalle auf und ab) und denkt.

Er durchdenkt das Problem „Teetrinken“ von Grund auf neu. Lässt nichts gelten. Stellt alles in Frage. Muss eine Teetasse aussehen wie eine Teetasse? Eine Kanne wie eine Kanne? Sind sie allein deshalb gut, weil sie schon immer so gemacht wurden? Können sie besser gemacht werden? (Nicht zu verwechseln mit „schöner“ machen). Wie ist das zum Beispiel mit dem Griff der Teekanne? Widerspricht die gebräuchliche Anordnung nicht ergonometrischen Einsichten?

Alles wollte der Colani werden, nur nicht Designer. Als ihm eines Tages Geld für den Bau eines neuen Autmodells fehlte ..“hab ich angefangen zu designen!“ Und was? Was nicht! „Mensch, du hast doch ’nen duften Strich. Mach mal Schuhe für uns“ ermunterte Jourdan, Chef des weltbekannten Pariser Schuhhauses.

Also machte Colani Schuhe, schöne und begehrte Schuhe übrigens. Wieder in Deutschland machte er Brillen, Bestecke, entwarf Unterwäsche („Ich bin ein perfekter Näher. Kann phantastische Abendkleider noch mit der Hand nähen“). Machte Regenschirme, Badewannen (Bundespreis Gute Form 1971), Stühle, Autos, Kugelküchen, Wohnelipsen, Zukunftsstädte, Telefone, Radios, Schnellbahnen, Luftschiffe, Teppiche, Sicherheitszellen für künftige Autos und das Porzellan Service „Drop für Rosenthal“.

porzellanselb

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