175 Jahre Hutschenreuther

In seiner Ansprache anlässlich der 175 Jahrfeier im Jahre 1989 sagte der Vorstandsvorsitzende Roland Dorschner: „Stark bleiben wo unsere Wurzeln ist“. Nach diesem Slogan, geht es weiter in die Zukunft. Hatte die Lorenz Hutschenreuther AG 50 Millionen Mark Umsatz, bevor sie Ende der sechziger Jahre begann, ihre neue Strategie zu verwirklichen, so waren es 1972 schon 153 Millionen DM. Zu diesem Zeitpunkt stand sie schon auf einem breiten und festen Fundament. Kraftakte sind zwar auch in der vergangen Zeit nicht spurlos vorübergegangen, die Jahre 1973, 1974 und 75 brachten manches mit sich – doch nun ging es stetig aufwärts und in den folgenden Jahren machte sich das „Denken und Handeln“ im Sinne von Lorenz Hutschenreuther weitgehendst bemerkbar.

Die Hutschenreuther AG beteiligte sich an dem portugiesischen Porzellanwerk SOCIEDADE de PORZELANA Limitade in COIMBRA, an der „Keramag GmbH in Schwandorf wo Sanitätskeramik hergestellt wurde, an der „Bauscher-Mandt“ in Weiherhammer in der Oberpfalz und schliesslich an der „Theresienthaler Kristallglas- und Porzellanmanufaktur“ im bayerischen Wald. Seit dem 1. August 1981 gehörte auch „Theresienthal“ zu 100% zur Hutschenreuther AG in Selb.

Zu diesem Zeitpunkt beschäftigte der Konzern ca. 5.700 Mitarbeiter. Der Umsatz des ganzen Unternehmens war zwischenzeitlich auf über 318 Millionen DM gestiegen und erreichte 1983 über 333 Millionen DM (ohne Beteiligungen). Der eigenen Substanz war es zu verdanken, dass keine „Kurzatmigkeit“ im Finanzbereich hinderte, die einkalkulierten Entwicklungsabschnitte zu meistern.

Zukauf von Firmen

Mitte der siebziger Jahre geschah so einiges, um den Konzern zu festigen: Hand in Hand mit der kräftigen Expansion gingen Organisationsformen und Rationalisierung, der Ausbau der Vertriebswege und Neuentwicklungen von Produkten und technischen Einrichtungen. Auf dem Sektor des Vertriebs nahm die „Hutschenreuther France“ 1973 in Paris als erste Auslandsgesellschaft der Hutschenreuther AG ihre Arbeit auf. Weitere folgten in den USA, in Kanada, Skandinavien, Belgien und in Italien. Im Jahre 1979 wurde die Firma Groh & CO. In Hof übernommen, sie stellte technische Keramik (Kleinteile für Elektro- und Beleuchtungsindustrie“ her, und firmierte unter „Hutschenreuther – Technische Keramik“, Werk Hof.

Am 1. Januar wurde die Porzellanfabrik Albin Klöber KG in Naila erworben, deren Produktionsprogramm dem in Hof entsprach. Beide Betriebe wurden also organisatorisch zusammengelegt. Mit Wirkung von 1. Januar 1984 wurde der Massemühlbetrieb Eugen Wagner in Neustadt bei Coburg von der Hutschenreuther AG übernommen. Die Belieferung des alten Kundenstammes wurde in vollem Umfang aufrechterhalten.

So reichte die weitgespannte Fertigungspalette des Unternehmens, das auch über eigene Rohstoffbetriebe für Pegmatit und Kaolin verfügte, buchstäblich von A bis Z; Astralporzellan und Ziergegenstände gehören ebenso dazu wie Tafel- und Kaffeegeschirre in vielfältigen Formen, Geschenkartikel aus Porzellan, Geschirre für die Gastronomie, Manufaktur Keramik, Hartkeramik Geschirre, Tonrohre und Porzellanmassen. In die Kollektion wurden Gläser und Bestecke aufgenommen, die das Angebot rund um den Tisch vollständig machten.

Im Produktbereich Tisch- und Wohnkultur wurde – einschließlich der Mehrumsätze In den eigenen Auslandsvertriebsgesellschaften – ein Plus von 3 X auf rund 383 Mio DM erzielt. Der junge Produktbereich Technik wuchs 1988 um fast 21 X auf erstmals über 60 Mio DM. Das Betriebsergebnis war wiederum zufriedenstellend. Die Beschäftigtenzahl 1988 lag mit 5.784 Mitarbeitern geringfügig über dem Vorjahr (5.771 Mitarbeiter). Diese nüchternen Zahlen spiegeln natürlich, längst nicht die erheblichen Bewegungen wider, welche das Jahr 1988 kennzeichneten.

Der Niedergang Hutschenreuther

Die Hutschenreuther AG hatte im Jahre 1989 einen Umsatz von 500 Millionen D-Mark erwirtschaftet und lag weit vor Rosenthal (380 Millionen). Nach dem Ausscheiden von Roland Dorschner als Vorstandsvorsitzender und die „Angriffe von WMF“ wegen einer Übernahme der Hotel- und Geschirrsparte, wurde der Niedergang, auch durch die Grenzöffnung 1989 und der freie Handel von Porzellan Produkten aus Ost Europa und Asien, eingeläutet.

Im Jahre 1999 war es dann soweit, Teile der Hutschenreuther AG wurde in den Winterling Konzern, mit Sitz in Kirchenlamitz eingegliedert. Die Winterling AG war zum Zeitpunkt der Übernahme selbst schon ein „Krankes Kind“ und ging 2000 in die Insolvenz. Die Überbleibsel der Hutschenreuther AG wurden abermals aufgeteilt. Rosenthal und BHS Tabletop übernahmen die Markenrechte. Damit ging die Ära Hutschenreuther nach fast 200 Jahren zu Ende. Das Werk B wurde Ende 2015 abgerissen und im Werk A in Selb ist heute die BHS Tabletop beheimatet.

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